Reisebericht unserer Kundin Alexandra Hermann, die die Radreise im Sommer 2019 mitgemacht hat
Wenn man nur noch zu radeln braucht, weil alles andere gut organisiert ist ….
Ich liebe Rennradfahren. Eine Alpenüberquerung habe ich aber noch nicht gemacht. Dabei sollen die französischen Alpen landschaftlich wunderschön sein. Also melde ich mich für den Klassiker an und stehe am Morgen des ersten Etappentages startbereit in einer Gruppe von siebzehn Rennradlern – zugegeben einer „Männerdomäne“. Die tracks, die wir vorab zusammen mit den anderen ausführlichen Reiseunterlagen bekommen haben, sind alle auf meinem gps-Gerät gespeichert. Zwei Versionen von jeder Etappe, denn ich habe die Möglichkeit, mich täglich neu zu entscheiden, wie sehr ich mich verausgaben möchte. Ob ich die „Standardroute“ wähle oder die noch ambitioniertere Version mit mehr Kilo- und Höhenmetern. Ich mute mir erst mal nicht zu viel zu und wähle die leichtere Route. Da wir keinen Guide haben, kann ab sofort jeder sein eigenes Tempo fahren oder sich gleichstarken Mitradlern anschließen. Was ich persönlich sehr angenehm finde. Also rein in die Klickies und auf geht’s!
Rundum-Sorglos-Paket
inklusive
Benjamin, unseren „Mann für alle Fälle“, der das Begleitfahrzeug fährt und
darin unser Gepäck von Station zu Station bringt, treffen wir gegen Mittag auf
der Strecke. Er hat ein Picknick für uns
alle vorbereitet mit französischen Spezialitäten. Wir können uns stärken, unsere Wasserflaschen
auffüllen und gegebenenfalls auch Kleidung wechseln. Diesen Service genießen wir
nun jeden Tag. Und auch die Sicherheit, dass er im Falle einer Panne in
kürzester Zeit mit Werkzeug parat stehen und uns auch einsammeln und mitnehmen
wird.
Jede Menge Pässe –
jede Menge Passfotos
Einen ersten Eindruck, was mich die nächsten sieben Tage erwarten wird, gewinne ich, als ich den ersten Pass hochfahre. In einem traumhaft schönen Panorama schraube ich die Serpentinen hoch zum ersten Pass, über den die Strecke führt.
Oben angekommen gibt’s erst einmal ein Beweisfoto, bevor ich die kilometerlange Abfahrt genieße zu unserer ersten Unterkunft, die ich am späten Nachmittag erreiche. Am Ende der einwöchigen Tour werde ich 19 (!) Passfotos gesammelt und tatsächlich einige Pässe und etliche Streckenabschnitte der Tour de France gefahren haben.
2 Sterne-Unterkünfte – vier Sterne-Mahlzeiten
In der Unterkunft angekommen trinke ich mit den anderen Teilnehmern, die alle nach und nach inzwischen eingetrudelt sind, zuerst einmal ein wohlverdientes Bier und tausche mich über die Eindrücke des ersten Tages aus. Bis zum Abendessen bleibt noch Zeit für eine ausgiebige Dusche und ein bißchen relaxen.
Hungrig sitzen wir später alle um den gemeinsamen Tisch und ich genieße ein leckeres 3-Gänge Menü und ein Glas französischen Rotwein. Auch wenn die Unterkünfte auf unserer Tour eher einfach gehalten sind, begeistert mich das Abendessen und das Frühstück jeden Tag aufs Neue.
Beeindruckt bin ich auch von der Freundlichkeit der französischen Gastgeber, die meist selbst am Herd stehen, um uns zu verköstigen.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Um spätestens 8:30 Uhr sitze ich an den darauffolgenden weiteren sieben Tagen in meinem Sattel, um die täglich anstehende Etappe zu bewältigen. Und obwohl ich pro Tag jeweils 90 – 100 km und 2000 – 2500 hm abzustrampeln habe, merke ich die Anstrengung kaum. So viel gibt es zu sehen. Das unglaubliche Panorama lässt mich zwischendurch immer wieder anhalten und staunen. Gigantische Berge bilden zusammen mit harmlosen Wolken am strahlend blauen Himmel die Kulisse, in der sich Teer-Serpentinen zwischen grünen Wiesen die Pässe hochschlängeln. Mittlerweile wird auch das Wetter von Tag zu Tag besser und die Regen- und wärmende Softshelljacke, über die ich die ersten beiden Tage heilfroh war, kommen schon gar nicht mehr im Einsatz. Ich genieße jeden Meter bergauf und bergab und bemerke, wie sich die Landschaft langsam verändert und mediterraner wird, je mehr wir uns Richtung Süden bewegen.
I made it
Viel zu schnell vergehen die Tage dieses unvergessliches
Alpencrosses. Das wird mir ganz plötzlich bewußt, als ich die letzte Abfahrt
Richtung Menthon, dem Zielort, runterrolle. Ab hier ist schon das Meer zu
sehen. Wie hatte ich mich auf diesen Augenblick gefreut, wenn meine ganze
Anstrengung belohnt werden würde. Und jetzt bin ich fast ein wenig wehmütig,
dass dieses Abenteuer schon vorbei sein soll. Es bleibt zumindest noch ein
bißchen Zeit, einen schnellen Blick auf die Cote Azur zu werfen, die Beine ins
Meer zu halten und die Tour Revue passieren zu lassen. Danach bringt Benjamin
uns wieder mit dem Shuttle gut zurück zum Startpunkt am Genfer See.
Was für ein Erlebnis, was für eine gut organisierte Reise!